Sonntag, 3. Juni 2012, 15:30 Uhr

Konzert am Nachmittag

Kapelle des LKH Villach

Helmut Stiegler: Violine
Gerda Anderluh: Violoncello
Christoph Hofer: Akkordeon

Wolfgang A. Mozart: Trio (Terzett) C-Dur KV 548

  1. Allegro
  2. Andante cantabile
  3. Allegro

Mozart hat mit seinen Klaviertrios entscheidend dazu beigetragen, diese Gattung neben dem Streichquartett als eine der wichtigsten kammermusikalischen Besetzungen zu etablieren. Diente bis dahin das Cello noch hauptsächlich als Stütze des Klavierbasses – ein Vermächtnis seiner Rolle als Continuo-Instument im barocken Generalbass –, so gewinnt in seinen 1786 und 1788 komponierten Klaviertrios der Cellopart immer mehr an Eigenständigkeit. Eine Entwicklung, die direkt zu Beethoven führt, bei dem schließlich drei musikalisch gleichwertige Instrumente mit ihren ganz charakteristischen Eigenschaften wettstreiten.

Das Trio in der kraftvollen Tonart C-Dur beginnt mit einem fanfarenartigen Unisono der drei Instrumente, dem als Seitenthema ein simples Motiv – eine Tonwiederholung auf der Dominante, die zwischen Verzagtheit und Koketterie schwankt – gegenübergestellt wird. Aus diesem Kontrast entwickelt Mozart ein dramaturgisch abwechslungsreiches Gegenspiel mit einer opernhaften Gestik, garniert mit einer Portion romantischer Ironie.

Demgegenüber entwickelt sich der zweite Satz fließend und kompakt, ohne deswegen auf dramatische Höhepunkte in der Durchführung und Reprise zu verzichten; ein ruhender Mittelpunkt vor dem übermütigen Feuerwerk des letzten Satzes.

Dieser schließt das Werk als ein keckes Rondo, in dem sich die opernhafte Dramatik des ersten Satzes in ein ausgelassenes Finale verkehrt. Im Minore bäumt sich zwar noch einmal – quasi als Schatten des ersten Satzes – bedrohliche Unsicherheit und zweifelnde Wehmut auf, doch wird diese sogleich wieder vom ausgelassenen Übermut des Rondomotivs verdrängt. Schließlich gipfelt der Finalsatz – fast wie ein Hohn – in einer fulminanten und doch verspielten Umkehrung der Eingangsfanfare des ersten Satzes.

Igor Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten

  1. Marsch des Soldaten
  2. Szene am Bach
  3. Marsch des Soldaten
  4. Die Violine des Soldaten
  5. Kleines Konzert
  6. Tango - Walzer - Ragtime
  7. Der Tanz des Teufels
  8. Der Triumph des Teufels

Strawinsky lebte zur Zeit des ersten Weltkrieges in der Schweiz. Aufgrund des Krieges waren die Mittel zur Aufführung von Bühnenwerken sehr beschränkt. Ein Umstand, welcher der damals gerade aktuellen Entwicklung hin zu einer “Ästhetik der Einfachheit” durchaus entgegen kam; große Opern waren kaum mehr aufführbar, und so wurde die Umsetzung neuer Konzepte von minimalistischem Musiktheater entsprechend begünstigt.

Ein einfaches Wandertheater schwebte Strawinsky vor, als er mit dem Librettisten Charles Ferdinand Ramuz an der “Geschichte vom Soldaten” arbeitete, es sollte mit minimalen technischen Aufwand auch auf Jahrmärkten gespielt werden können. In dem Stück gibt es dabei keinerlei gesungene Szenen, vielmehr wird die auf zwei alten russischen Volksmärchen basierende Handlung von einem Erzähler rezitiert, während sie von zwei Schauspielern, einer Tänzerin und einem kleinen siebenköpfigen Orchester visuell und akustisch dargestellt wird; ein Vorläufer des später von Brecht weiterentwickelten epischen Theaters.

Statt einer opulenten romantischen Bühnenillusion setzt Strawinsky dabei auf klangliche Reduktion und strukturelle Strenge. Derweil ist die Musik alles andere als einfach gehalten. Keck verfremdet Strawinsky Genres wie Marsch, Pastorale, Tango, Ragtime, und Walzer, wobei er mit einer ausgefeilten, hoch komplexen Rhythmik und einer zeitweise sowohl rhythmischen als auch tonalen Nebenläufigkeit den künstlichen Eindruck eines zufällig zusammengewürfelten und ebenso tollpatschig agierenden Jahrmarktorchesters erweckt. So kommentiert er die Handlung nicht nur, sondern verleiht dem Werk zudem noch einen ironischen Unterton.

Die Musiker sind in diesem Werk darüber hinaus nicht nur für die akustische Untermalung zuständig sondern bilden einen integralen Bestandteil des Bühnengeschehens. Direkt neben den Schauspielern sichtbar auf der Bühne plaziert, sind auch die Gesten und Bewegungen der Musiker beim Spiel von Strawinsky als Teil der Choreographie dieses Gesamtkunstwerkes konzipiert.

Die Handlung:

Ein Soldat tauscht mit dem Teufel seine Geige, und damit ohne es zu wissen auch seine Seele, gegen ein Buch, das große Reichtümer verspricht. Allerdings muss er dem Teufel binnen drei Tagen das Geigenspiel beibringen.

Diese währen in Wahrheit jedoch drei Jahre, inzwischen ist seine Braut mit einem anderen verheiratet und er wird von niemanden mehr erkannt. Zwar wird er mit Hilfe des Buches ein reicher Spekulant, doch kann er damit nicht glücklich werden.

Schließlich hört er von einer kranken Prinzessin, die jenem Mann versprochen sei, der sie heilen könne. Sofort besinnt sich der Soldat der Kraft seiner Geige und fordert den Teufel zu einem Kartenspiel heraus, bei dem er zwar all seine Reichtümer verspielt, ihn aber betrunken macht und die Geige schließlich zurück gewinnt.

Mit seinem Geigenspiel gelingt es ihm tatsächlich, die Prinzessin zu heilen und er wird mit ihr glücklich. Doch darf er die Grenzen des Reiches nicht überschreiten, sonst würde er dem Teufel wieder anheim fallen und die Prinzessin wäre verloren.

Doch der Soldat kann sein Heimweh nicht unterdrücken, vergisst den Fluch und wird vom Teufel schließlich in die Hölle “gegeigt”.

Strawinsky selbst hat nach Ende des ersten Weltkriegs die Komposition zu einer instrumentalen Suite für Klarinette, Violine und Klavier bearbeitet, die hier wiederum in der Besetzung Violoncello, Violine und Akkordeon wiedergegeben wird.

Die erste deutsche Nachdichtung des im Original französischen Textes stammt von Hans Reinhart, dem die Triofassung von Strawinsky auch gewidmet ist. Luba Tsypin fertigte schließlich für diese Triofassung einen russischen Text in Gedichtform an, dessen englische Übersetzung zusammen mit der Reinhart'schen Nachdichtung wiederum als Vorlage für jene deutsche Fassung des Pianisten Rolf-Peter Wille diente, welche er bei Konzerten zusammen mit Vladimir Tsypin und Mark Nuccio in Deutschland zur Aufführung brachte und die auch in diesem Konzert wiedergegeben wird. Quelle: geschichte-vom-soldaten.blogspot.com